Daten und Fakten
Ort:
Gemünd (Schleiden), Nationalpark Eifel
Baujahr: 2009
Architekt: Ingenieurbüro Lorenz Cornelissen
Tragwerksplaner: Ingenieurbüro Lorenz Cornelissen
Nutzung: Rad- und Fußwegbrücke
Material: Stahl, Beton
Tragwerksgeometrie: Linientragwerk
Nutzungstyp: Technik-/Nutzbau
Bautyp: Bruecke
Raumwirkung: Filigran
Kurzbeschreibung
Die Viktor-Neels-Brücke wurde im Jahr 2009 errichtet. Sie dient als Rad- und Fußwegbrücke und wurde vom Ingenieurbüro Lorenz Cornelissen geplant.
Die Brücke überspannt den Urftsee im Nationalpark Eifel unterhalb der Burg Vogelsang. Sie schafft eine vom Wasserstand unabhängige Verbindung zwischen Schleiden-Gemünd, dem Kermeter und dem Nationalparkzentrum Burg Vogelsang. Somit ist sie die wichtigste Südwest-Nordost-Verbindung im Nationalpark Eifel.
Ihren Namen erhielt die Brücke im Dezember 2009. Neels war von 1970–1980 Kommandant der belgischen Streitkräfte im Camp Vogelsang gewesen. Nach seiner aktiven Zeit wurde er durch sein soziales Engagement von den Anwohnern geschätzt.
Bei der Bauwerksgestaltung wurde größtmöglicher Wert auf die Einpassung des Bauwerkes in die landschaftliche und ortsnahe Umgebung gelegt. Die im Wesentlichen nur aus vier Seilen und einem geneigten Pylon bestehende Brücke erzeugt eine sehr filigrane und leichte Konstruktion. Durch die stützenfreie Querung ordnet sich die Brücke ganz dem Landschaftsbild unter – sie wirkt wie ein leichtes, kaum invasives Objekt in der Landschaft. Dafür erhielt sie 2010 den Preis des Deutschen Stahlbaus.
Die Brücke überwindet einen Höhenunterschied von 2,85 Metern. Metern. Ein Steigungsverhältnis von 6 % wird an keiner Stelle überschritten, womit auch mobilitätsbehinderten und älteren Menschen die Nutzung der Brücke möglich ist. Der Geh- und Radweg hat eine Breite von 2,50 m, wobei er sich am Osterufer im Pylonbereich aufweitet.
Tragwerksgeometrie
Bei der Brücke handelt es sich um eine einseitig aufgeständerte Hängebrücke, welche im Wesentlichen von zwei Trag- und zwei untenliegenden Spannseilen aus hochfestem Stahl getragen wird. Der am östlichen Ufer errichtete Pylon wird durch zwei weitere Spannseile zum Hang hin abgespannt. Zwischen dem 20 m hohen Pylon und dem westlichen Ufer sind die beiden Tragseile angeordnet. Die beiden unterhalb des Geh- und Radwegs liegenden Spannseile sind zueinander gekrümmt und in den Widerlagerscheiben aus Stahlbeton an beiden Uferseiten verankert. Im Querschnitt bilden die Tragseile und die beiden seitlichen Spannseile die Eckpunkte eines Trapezes. Wegen der gekrümmten Gradiente sind die Höhenunterschiede zwischen Fahrbahn und Spannseilen über die Länge der Brücke verschieden groß. Um diese Höhenunterschiede auszugleichen, wurden die Querträger konvex und konkav geformt. Die Querträger werden durch drei Längsträger miteinander verbunden. Die Auflagerbereiche sind in Stahlbeton gefertigt. Am westlichen Ufer werden die Tragseile über 1,60 m hohe Umlenkstützen geführt und in der mit den Widerlagerscheiben verbundenen Brüstung verankert. Die beiden Widerlager sind durch Bohr- und Mikropfähle im felsigen Untergrund verankert. Die in der Ansicht parabelförmigen Verläufe ergeben sich durch die Verbindung der Trag- und Spannseile mit 32 Aufhängerpaaren. In den Befestigungspunkten der Aufhängerseile und den Spannseilen sind die Querträger aus Stahl angeordnet, welche zusätzlich durch Längsträger unterhalb des Weges miteinander verbunden sind. Der Pylon ist ein aus Stahl gefertigtes Rundrohr, welches an beiden Enden spitz zuläuft. Die Auflagerung am Widerlager ist gelenkig, die Stabilität wird durch die beiden Abspannseile erreicht. Die Abspannseile sind im östlichen Berghang an Fundamenten befestigt, welche über Mikropfähle mit einem Durchmesser von 15 cm im Fels verankert sind.
Durch die in horizontaler Ebene gebogene Seilführung der beiden seitlichen Spannseile können Horizontalkräfte, die vor allem aus Windeinwirkung entstehen, aufgenommen und ins Widerlager abgetragen werden.
Lastabtrag
Das Gewicht der Fahrbahnkonstruktion und die Nutzlasten werden über die Querträger in die Aufhängeseile eingeleitet. Diese leiten die Kräfte in die Tragseile weiter, welche die Last wiederum Richtung Widerlager und Pylon ableiten. Die Belastung der Trag- und Spannseile erfolgt auf Zug. Das gilt auch für die Aufhängerseile. Die an der Pylonspitze befestigten Tragseile leiten die Zugkräfte in die Abspannseile um, sodass der Pylon eine Druckbelastung erfährt.
weitere Quellen:
Cornelissen, L., Neubau der Urftseebrücke im Nationalpark Eifel, Stahlbau 77(6), 2008, S. 463 – 465.
Bearbeitet durch: Architektouren Team