Kurzbeschreibung
Die Brücke liegt in den Niederlanden im Ortsteil Locht von Kerkrade. Gebaut wurde diese im Jahre 1928 von der damaligen niederländischen Eisenbahngesellschaft. Nach dem zweiten Weltkrieg wurde die Brücke an die Gemeinde Kerkrade übergeben, wobei seitens der Gemeinde niemand in Kenntnis gesetzt worden war, sodass die Brücke über lange Zeit weder geprüft noch gewartet wurde. Als sich der Zustand der Brücke verschlechterte und die Nutzung erheblich eingeschränkt war, begann die Diskussion, wer die altmodisch genietete Brücke sanieren sollte: Die Eisenbahngesellschaft oder die Gemeinde Kerkrade. In den 90ern begann das Gerichtsverfahren und dauerte aufgrund fehlender Dokumente mehrere Jahre. Wegen eines fehlerhaften Gutachtens der Eisenbahngesellschaft musste die Brücke, die mittlerweile komplett gesperrt war, von eben jenen saniert werden.
Die Brücke führt von Horbach nach Heerlen über die „Millionenlinie“, eine nicht mehr im regulären Betrieb genutzte Eisenbahnstrecke, die heute als Museumsstrecke für touristische Fahrten dient. Bei der Konstruktion handelt es sich um eine genietete Fachwerkskonstruktion aus Stahl. Besonders hervorzuheben ist die unterschiedliche Ausbildung des Querschnittes der Zug- und Druckstreben. Beide Profile sind aus durch Nieten verbundene Stahlstreifen aufgebaut. Der Querschnitt der Druckstreben weist ein höheres Trägheitsmoment auf und besitzt damit einen höheren Widerstand gegen Knicken. Auch die Ausbildung der Lager ist ungewöhnlich. Es sind Rollen mit Zahnrädern, die eine freie Verschiebung in horizontaler Richtung ermöglichen. Zur Begrenzung der Verformungen sind die Enden der Laufschienen nach oben geneigt. Dies macht die Brücke so einzigartig. Es gibt von diesem Typ nur noch vier Bauwerke auf der Welt gibt, wovon drei in Indonesien stehen. Unter anderem deshalb ist die Brücke denkmalgeschützt.
Tragwerksgeometrie
Die Brücke als ideales Fachwerk kann nicht auf Biegung und Querkraft, sondern nur auf Normalkraft beansprucht werden. Dabei nimmt der obere Gurt die Druckkräfte und der untere Gurt die Zugkräfte auf. Die Gurte werden durch diagonale Zug – und Druckstäbe miteinander verbunden. Neben den Diagonalen befinden sich zwischen oberem und unterem Gurt vertikale Stäbe. Diese bilden zusammen mit den oben liegenden Querbalken mehrere Rahmen mit gelenkig gelagerten Stützen und biegesteifen Rahmenecken. Die Rahmen haben hier keine tragende Funktion, dienen jedoch zusammen mit zusätzlichen Elementen als Aussteifungen für die gesamte Konstruktion. Die Aussteifungen sind nötig, um die beiden Fachwerkträger miteinander zu verbinden und zu stabilisieren. Die Lager der Brücke sind als Loslager ausgebildet, die vertikale Kräfte aufnehmen. Horizontale Kräfte können durch die Zahnräder nicht aufgenommen werden, da diese beweglich sind. Momente können ebenfalls nicht aufgenommen werden.
Lastabtrag
Um festzustellen, welche Diagonalen Druck- und welche Zugkräfte aufnehmen, wird eine simple Methode verwendet: Die Seil- und Stützlinien werden untersucht. Stäbe, die der Seillinie folgen, nehmen nur Zugkräfte auf und Stäbe, die der Stützlinie folgen, nehmen nur Druckkräfte auf. Darüber hinaus stellt man bei genauerer Betrachtung der folgenden Bilder fest, dass die Querschnitte der Diagonalstäbe unterschiedlich gewählt wurden. Der Grund hierfür ist der Kraftfluss. Stäbe, die auf Druck belastet werden, sind anfällig für Knicken und müssen stärker ausgebildet werden, um ein solches Knicken zu verhindern. Zugstäbe hingegen können nicht knicken, sodass ein Standard Querschnitt ausreicht. Aufgrund dessen lässt sich die Unterteilung in Zug – und Druckstäbe sicher bestätigen. Die Lasten aus Verkehr und Eigengewicht der Fahrbahn werden über Querträger in die beiden Fachwerkträger eingeleitet und von dort zu den Auflagern weitergeleitet.
Bearbeitet durch: Tobias Janzen & Vladislav Terehovich